Wenn der jährliche Pride Month im Juni beginnt, dann ist es in Karlsruhe alles andere, aber niemals still. Da schallen die „We’re here, we’re queer“-Sprechchöre der CSD-Parade durch die Straßenschluchten der Innenstadt und von Smalltown Boy bis Abracadabra beben die Hymnen der Community auf den Tanzflächen in den Clubs der Stadt. Pride ist laut. Pride ist sichtbar. Pride ist selbstbestimmt und manchmal auch ziemlich unbequem. Gut so.
Die Zeit der Bequemlichkeit ist vorbei.
Unbequem ist zunehmend auch die Situation der LSBTTIQ*-Community in Deutschland. Queerfeindliche Straftaten haben in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Die Rechte queerer Menschen werden insbesondere aus dem rechtsextremen Spektrum systematisch angegriffen. Der Raum für queeres Leben wird enger. Dass wir in diesen Zeiten auch in Karlsruhe eine Community haben, die selbstbewusst auftritt, ihre Forderungen für Gleichberechtigung und Akzeptanz mit Nachdruck auf die Straße trägt und uns als Stadtpolitik an unsere Verantwortung erinnert, ist ein wichtiges Zeichen: Nie wieder werden wir die Rechte, die sich unsere Community über viele Jahrzehnte erkämpft hat, preisgeben. Nie wieder werden wir still sein oder uns still machen lassen.
Queere Schätze bewahren
Karlsruhe ist dabei ein großartiges Beispiel, welcher ungeheure Schatz in unserer Stadt bereits über lange Zeit erstritten wurde und nun bewahrt werden muss: von queeren Begegnungsorten über Beratungsstellen, eine vielfältige Landschaft queerer Vereine oder symbolträchtige Orte wie die neue Regenbogenfläche im Herzen von Karlsruhe. Hinter all dem stehen Menschen, die einen Ort, eine Stimme, eine gemeinsame Kultur brauchen. Beim diesjährigen Regenbogenempfang der Stadt brachte Kat Flammer vom CSD-Verein es in ihrer Rede in bewegender Klarheit auf den Punkt:
„Queere Kultur ist Rebellion und Zuflucht zugleich. Sie ist mal laut, mal leise, mal ängstlich, verletzlich, stark, wütend, aber immer auch voller Liebe. Und sie ist unfassbar schön. Sie ist eine Kultur des Willkommenseins.“
Diese Kultur hat ein Recht darauf, bewahrt, gefördert und gefeiert zu werden.
Grüne Power für queere Rechte
Auch wir Grüne haben dazu im Karlsruher Gemeinderat einen Beitrag geleistet: Mit dem Antrag „Vielfalt@KA: Gemeinsamkeiten stärken, Schranken abbauen“ haben wir eine neue Ära in Sachen Queerpolitik eingeläutet. Der nächste Schritt war der Einstieg der Stadt in die Förderung eines queeren Zentrums. Auch dafür haben wir Grüne uns stark gemacht. Wir haben erfolgreich erstritten, dass die Stadt die Charta der Vielfalt unterzeichnet und Diversity-Management zum festen Bestandteil ihrer Personalpolitik ausbaut. Und wir haben gemeinsam mit der SPD-Fraktion sichergestellt, dass die Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes in unserer Stadt vom ersten Tag an möglichst diskriminierungsfrei ablief.
Nie wieder still
Als grüne Gemeinderatsfraktion werden wir auch weiterhin als verlässliche Verbündete und Teil der queeren Familie für die Community kämpfen und schließen uns den Worten von Kat an: „Wir hören nie auf, hörbar zu sein, bis niemand mehr leise sein muss, um sicher zu sein.“ Happy Pride 2025!
Foto: Kai-Uwe Weller